CuCo Lab Conversations | Ruth Reicher (Luxembourg)
INFORMATION
Dass sich der junge “lîf van smerzen bôch” (aus Bruder Hermanns Yolanda von Vianden), ist nicht nur in Narrativen vormoderner Texte präsent, sondern wird vermutlich produktiv in Darstellungen moderner, einflussreicher ‘Erzählungen’ reproduziert. Der Beitrag unternimmt den Versuch, vormoderne Körperinszenierung als verheißungsvoll, mithin Medien der Kommunikation zu interpretieren, indem untersucht wird, inwiefern sich extreme Selbstdarstellungen als narrative Schablonen in einer Auswahl von mittelhochdeutschen Texten etablieren und wie diese möglicherweise produktiv in die dargestellte Selbstinszenierung nachfolgender Epochen (exemplarisch) übertragen und transformiert werden. Extreme der Körperinszenierung sind dabei gleichermaßen destruktiv wie konstitutiv: Durch selbstzerstörerische Körperpraktiken wird prozesshaft ein Ideal geschaffen, das im und am Körper der Protagonistinnen externalisiert und sichtbar wird. Der Körper wird so zur Projektionsfläche eines kulturell codierten Ideals, das nicht nur in mittelalterlichen Texten vermittelt wird, sondern vermutlich auch in modernen Narrativen resoniert.
Wie vormoderne literarische Körperinszenierungen Formen von Präsenz, Selbstüberhöhung und Entgrenzung als zeitübergreifende Mechanismen wirksam werden lassen und diese bis in aktuelle Strategien der Selbstdarstellung – etwa in den Narrativen erfolgreicher Influencer – hineinwirken, bildet die zentrale Fragestellung des Beitrages.
SPEAKER
- Dr. Ruth Reicher | Website
COORDINATES
- Date: Friday, 13.12.2024
- Time: 10.15 – 11.15
- Place: Campus Belval MSA 4.180
- Webex: https://unilu.webex.com/unilu/j.php?MTID=mba3cf551f2b89a4887e8c23dab6ca843